Unternehmensbewertung: Welcher Wert ist realistisch?
Die Unternehmensbewertung ist weder ein Selbstläufer noch eine Berechnung für den Bierdeckel. Sondern sie ist eine sehr komplexe Thematik, die die Basis für den erfolgreichen Unternehmensverkauf bildet. Schließlich sind Käufer nicht bereit, einen überhöhten Kaufpreis zu zahlen.
Was ist meine Firma eigentlich wert? Das ist für Unternehmer, die einen Verkauf planen, natürlich eine sehr wichtige Frage – vermutlich ist es sogar die herausragende Frage neben dem Wunsch nach dem strategisch passenden Käufer. Denn wer ein Unternehmen lange geführt und vielleicht sogar aufgebaut hat, möchte diesen Wert natürlich monetarisieren und auch den Ruhestand dadurch komfortabel refinanzieren.
Doch wie entsteht ein Unternehmenswert – und wie stellt ein Eigentümer sicher, dass er diesen Preis auch am Markt erzielen kann? Denn die Praxis zeigt, dass die meisten Unternehmensverkäufe an einem zu hohen Preis scheitern. Käufer kleiner und mittelständischer Unternehmen sind nicht bereit, überzogene Preise zu zahlen. Daher kommt der korrekten Unternehmensbewertung eine entscheidende Rolle zu.
Kaufpreis bei der Unternehmensbewertung nicht mit Steuer-Software berechnen
Der Teufel steckt dabei oftmals im Detail. Immer wieder hört man, dass der durchschnittliche Jahresumsatz der vergangenen fünf Jahre dem Kaufpreis entspricht, oder aber die Unternehmensbewertung orientiert sich an den Vorgaben der Finanzverwaltung für die steuerliche Bewertung von Schenkungen und Erbfällen im unternehmerischen Bereich. Mittels einer Standard-Software lässt sich diese Zahl schnell ermitteln, die in der Regel auch recht hoch sein wird – denn die Steuerbehörden multiplizieren den durchschnittlichen Ertrag der vergangenen drei Jahre einfach mit dem Faktor 13,75.
So wird ein Betrieb mit einem Gewinn von 150.000 Euro schnell rund zwei Millionen Euro wert. Doch diesen Betrag wird de facto niemand für diesen Betrieb zahlen, denn der Kaufpreis muss sich ja aus dem nachhaltigen Gewinn refinanzieren lassen, und ein Erwerber möchte über einen gewissen Zeitraum auch eine spürbare Rendite erwirtschaften. Bei einem überzogenen Kaufpreis ist das nicht möglich.
Zumal werden dadurch potenzielle Erwerber abgeschreckt, die eigentlich gut zu einem Betrieb als Nachfolger passen würden. Gerade bei kleineren Unternehmen interessieren sich häufig eigene Führungskräfte oder die von Kunden oder Geschäftspartnern für die Übernahme. Diese können bei einer überzogenen Unternehmensbewertung einfach nicht mithalten. Damit wird allein aufgrund einer nicht marktgerechten Bewertung das Feld der „natürlichen“ Interessenten massiv eingeschränkt. Und auch finanzstarke Investoren wie Family Offices oder Private Equity-Gesellschaften werfen nicht mit Geld um sich – maximale Rendite für die Geldgeber steht bei ihnen im Fokus.
Harte und weiche Faktoren bei der Unternehmensbewertung kombinieren
Aber welcher Wert ist nun realistisch am Markt erzielbar? Richtig ist eine Unternehmensbewertung, die neben den harten Faktoren wie Umsatzrendite und Gewinn auch die weichen Faktoren einbezieht. Dazu gehören unter anderem Kunden- und Lieferantenbeziehungen, Mitarbeiter- und Führungsstruktur, die Abhängigkeit vom Inhaber, die Positionierung am Markt, die Zukunftsfähigkeit der Unternehmensstruktur und des Marktes generell und das Niveau der Produkte. Von diesen Parametern ist der Unternehmenswert abhängig.
Die beiden verbreitesten Wege der Unternehmensbewertung sind die Ertragswertmethode und die Discounted Cash Flow-Methode. Bei der Ertragswertmethode wird davon ausgegangen, dass sich der Wert eines Unternehmens vor allem aus dem Potenzial ergibt, zukünftig stabile Gewinne zu erwirtschaften. Den Käufer interessiert vorrangig, wie lange das erworbene Unternehmen braucht, um den Kaufpreis zu erwirtschaften. Zukünftige Gewinne spielen hier also eine größere Rolle als vergangene Gewinne. Bei der Berechnung des Ertragswertes wird übrigens immer auch berücksichtigt, dass der Käufer nicht nur Investitionen im Unternehmen aus den künftigen Erträgen zahlen muss, sondern auch Zinsen und Kredittilgungen aus der Kaufpreisfinanzierung leisten muss.
Ziele der Unternehmensbewertung? Potenzielle Rendite prognostizieren
Die Discounted Cash Flow-Methode basiert auf der Abzinsung (auch Diskontierung genannt) von prognostizierten Finanzflüssen, die an die Eigentümer eines Unternehmens ausgeschüttet werden können. Dies ähnelt ein wenig dem Vorgehen an den Kapitalmärkten – es werden die potenziellen Renditen prognostiziert. Auch mit dem Verfahren werden in einer Unternehmensbewertung die zukünftigen Ertragsaussichten bewertet. Für die Ermittlung des Cash Flows sind genaue Zahlen für die kommenden Jahre nötig. Diese muss der Unternehmer in jedem Falle vorhalten und professionell aufbereitet zur Verfügung stellen.
Fazit zur Unternehmensbewertung
Das bedeutet: Die Unternehmensbewertung ist weder ein Selbstläufer noch eine Berechnung für den Bierdeckel. Sondern sie ist eine sehr komplexe Thematik, die die Basis für den erfolgreichen Unternehmensverkauf bildet. Spezialisierte Transaktionsberatungen helfen Unternehmern, marktgerechte Unternehmenswerte zu ermitteln, anhand derer ein Firmeninhaber seine Altersvorsorge realistisch einschätzen und planen kann.