Unternehmensverkauf: Verkaufserlös durch Sanierung

Eine Möglichkeit, beim Unternehmensverkauf mehr Sicherheit zu gewinnen, stellt die Sanierung dar.

Die Praxis zeigt, dass es auch bei eigentlich stabilen mittelständischen Unternehmen gewissen Restrukturierungsbedarf gibt. Eine eingehende strategische, leistungs- und finanzwirtschaftliche Sanierung mit Blick auf langfristige Zukunftspotenziale kann die Ergebnisse des Unternehmensverkaufs erheblich verbessern und dafür sorgen, dass keine Risiken unentdeckt bleiben.

Unternehmensverkauf in Deutschland: Was sagen die Zahlen?

Jahr für Jahr werden in Deutschland in allen Größenordnungen Unternehmen verkauft, ob im Rahmen der Nachfolge oder im Zuge strategischer Akquisitionen. Der alljährliche M&A-Marktüberblick des Datenanbieters Thomson Reuters zeigt: Das Transaktionsvolumen von M&A-Deals mit deutschen Zielunternehmen erreichte mit rund 96 Milliarden Euro den höchsten Wert seit 2007. Im Vergleich zum Vorjahr ist das ein Anstieg um 92 Prozent. Insgesamt bezahlten ausländische Interessenten rund 69 Milliarden Euro für deutsche Unternehmen, rund 18 Milliarden Euro investierten US-Firmen in Übernahmen in Deutschland.

Gerade im Mittelstand sind viele internationale Käufer aktiv. So wurden 2017 beispielsweise insgesamt 11,3 Milliarden Euro von Beteiligungsgesellschaften in rund 1100 Unternehmen investiert, so die aktuelle Statistik des Bundesverbandes Deutscher Kapitalbeteiligungsgesellschaften für den deutschen Private Equity-Markt 2017. Das Investitionsvolumen des Vorjahres von 6,77 Milliarden Euro wurde damit um zwei Drittel übertroffen. Dabei habe die Private Equity-Branche laut BVK in Deutschland mehr als 5000 Unternehmen mit Beteiligungskapital finanziert; davon beschäftigen neun von zehn weniger als 500 Mitarbeiter.

So erzielen Unternehmen gute Preise beim Unternehmensverkauf

Für Unternehmer im Mittelstand ist dies also eine durchaus attraktive Situation. Sie können, auch aufgrund des günstigen Finanzierungssituation und dem weltweiten Anlagenotstand, sehr gute Preise für ihre Firmen beim Unternehmensverkauf erzielen; das gilt bis ins Handwerk und Dienstleistungsgewerbe. Stabile, erfolgreiche Firmen sind interessante Ziele für kapitalstarke Investoren und Strategen, gerade auch, aber eben nicht nur im Rahmen der Altersnachfolge.

Zugleich zeigt die Praxis immer wieder, dass es auch bei eigentlich stabilen mittelständischen Unternehmen gewissen Restrukturierungsbedarf vor dem Unternehmensverkauf gibt. Dieser hat sich oftmals noch gar nicht negativ auf die Ergebnisse ausgewirkt, aber in Zukunft können dadurch Probleme auftauchen. Das können rückläufige Märkte sein, allgemeine Kostensteigerungen oder auch ein spürbarer Investitionsbedarf, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Vor allem im Rahmen der Digitalisierung entsteht ein spürbarer Restrukturierungsbedarf auch in gut laufenden Firmen: Prozesse müssen auf digitales Niveau gehoben werden, was wiederum Geld kostet. Zum Vergleich: Deutschland muss bis 2025 rund 1,4 Billionen Euro investieren, um versäumte Ausgaben aufzuholen. Das geht aus einer Studie der Prüfungs- und Beratungsgesellschaft EY hervor. Bei jährlich steigenden zusätzlichen Investitionsausgaben würde 2025 der Höhepunkt mit zusätzlichen knapp 300 Milliarden Euro erreicht. Das entspricht etwa sechs bis 6,5 Prozent des deutschen Bruttoinlandsproduktes.

Das wirkt sich natürlich auf jeden einzelnen Mittelständler aus, der ebenso in die Pflicht geraten kann, Kapital in die Hand zu nehmen, um Digitalisierung in seinem Haus umzusetzen. Der Investitionsbedarf, die sich verändernden Geschäftsprozesse und -modelle und die schließlich aus den Investitionen resultierenden positiven Auswirkungen müssen weit vor einem Unternehmensverkauf analysiert und bewertet werden, um sie im Investorenprozess professionell darlegen zu können. Das führt zu einem besseren Verkaufsergebnis.

Unternehmensverkauf: Harte leistungswirtschaftliche Sanierung

Generell bedeutet eine Restrukturierung im Vorfeld der M&A- oder Private Equity-Transaktion, dass Gesellschaften für eine anstehende Übertragung fit gemacht werden. Sanierungsberater analysieren gemeinsam mit dem Unternehmer die gesamte Struktur, schauen sich die Aktiv- und Passivseite, den Wettbewerb und die Marktaussichten an und ermitteln auf diese Weise, an welchen Punkten sie eingreifen müssen. Das kann eine Anpassung der Strategie sein, aber auch eine harte leistungswirtschaftliche Sanierung, indem sie beispielsweise einen ineffizienten Unternehmensteil abstoßen, Produktionsprozesse verschlanken oder auch verträgliche Regelungen finden, einen möglichen Überhang an Mitarbeitern zu reduzieren.

Die Kombination aus leistungs- und finanzwirtschaftlicher sowie strategischer Restrukturierung und Neuausrichtung steht dabei im Fokus. Die eine Säule kann nicht ohne die andere funktionieren. Dabei werden Kompetenzen aus der insolvenznahen Restrukturierung auf ein grundsätzlich gesundes Unternehmen angewendet. Der Unterschied: Es wird ohne Liquiditätsdruck gearbeitet, sodass die Restrukturierung nicht auf das Schließen klaffender Wunden ausgerichtet ist, sondern, um in der Sprache der Medizin zu bleiben, auf eine sehr vorbeugende Diagnostik und Therapie – es werden strukturelle Schwächen, die sich noch nicht bemerkbar gemacht haben, mit Blick auf die Erhaltung der zukünftigen Leistungsfähigkeit ausgemerzt.

Frühzeitig potenzielle Krisenszenarien durchspielen

Das hat auch viel mit dem Risikomanagement erfahrener Käufer beim Unternehmensverkauf zu tun. Käufer überprüfen natürlich sehr stark die Details, da sie keine Risiken bei einem Erwerb eingehen wollen, und unterziehen das Unternehmen einer Due Diligence. Von deren Ausgang machen sie dann die Transaktion an sich oder zumindest den Kaufpreis abhängig, wenn sie auf größere Baustellen stoßen. Daher ist es entscheidend, offene Flanken zu schließen. Dadurch werden auch potenzielle Deal Breaker ausgeschlossen, zum Beispiel bei steuerlichen Themen oder auch Vertragsbeziehungen mit Lieferanten. Kein potenzieller Käufer wird sich dem Vorwurf aussetzen, gegen die Pflichten des ordentlichen Kaufmanns verstoßen zu haben, wenn größere Probleme bei der Due Diligence auftreten. Dabei gilt: Wer frühzeitig alle möglichen Risikofaktoren im Auge behält und potenzielle Krisenszenarien durchspielt, kann später nicht auf dem falschen Fuß erwischt werden.

Die Praxis zeigt, dass eine frühzeitige Gestaltung dieser Fragestellung nicht zu mehr Ruhe und Gelassenheit beim Unternehmensverkauf führt, sondern vor allem auch zu besseren Preisen. Denn es versteht sich von selbst, dass ein Käufer für ein umfassend gesundes Unternehmen ohne sichtbare Risikofaktoren mehr zu zahlen bereit ist als für einen „Patienten“.

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Wirtschaftsprüferin | Steuerberaterin | Rechtsanwältin | ADK Consulting GbR
Corinne Rennert-Bergenthal (RAin, STBin, WPin) ist Geschäftsführerin von ADK Consulting GbR mit Sitz in Düsseldorf, der auf Insolvenzdienstleistungen, Sanierung und Restrukturierung spezialisierten Einheit der Wirtschaftsprüfungs-, Steuerberatungs- und Rechtsanwaltsgesellschaft ADKL (Abels Decker Kuhfuß & Partner mbB). Das Beratungsunternehmen wird sowohl in Insolvenz- als auch Restrukturierungsverfahren auf Seiten von Insolvenzverwaltern, Beratern und Gläubigern tätig. Ein Schwerpunkt liegt in der Restrukturierungsberatung von Unternehmen im Vorfeld von Transaktionen. Weitere Informationen: www.adk-consulting.de
  • Der Unternehmensverkauf ist immer von großen Unsicherheiten geprägt, schaffen Sie mittels Sanierung etwas mehr Sicherheit.
    Unternehmensverkauf: Verkaufserlös durch Sanierung
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Die ADK Consulting GbR mit Sitz in Düsseldorf ist eine auf Insolvenzdienstleistungen, Sanierung und Restrukturierung spezialisierte Einheit der Wirtschaftsprüfungs-, Steuerberatungs- und Rechtsanwaltsgesellschaft ADKL (Abels Decker Kuhfuß Lenzen & Partner mbB). Das von Corinne Rennert-Bergenthal und Ute Logen geführte Beratungsunternehmen wird sowohl in Insolvenz- als auch Restrukturierungsverfahren auf Seiten von Insolvenzverwaltern und Beratern, aber auch Gläubigern tätig. ADK Consulting unterstützt Verwalter und Berater umfassend in der gesamten Rechnungslegung – insolvenzrechtlich, handelsrechtlich und steuerlich. Unter anderem übernehmen die Experten die Liquiditätsplanung und -überwachung die Erstellung und Prüfung von Fortführungs- und -Sanierungskonzepten, Auftragsbewertungen und vieles andere mehr. Auch im Insolvenzsteuerrecht ist ADK Consulting auf sämtlichen relevanten Gebieten tätig. Besonders stehen dabei die Erstellung von Steuerbilanzen (auch unter Berücksichtigung des Konzernsteuerrechts), die Erstellung von Umsatzsteuervoranmeldungen, die Begleitung von Betriebsprüfungen und Umsatzsteuersonderprüfungen und die Vertretung bei der Abwehr von Haftungsinanspruchnahmen, bei Rechtsbehelfs- und Klageverfahren und vor Gerichten aller Instanzen. Ebenso wahrt ADK Consulting als Insolvenzberater für Gläubiger deren Rechte, insbesondere als Mitglied im Gläubigerausschuss, durch die insolvenzrechtliche Prüfung und Überarbeitung der Vertragswerke, den Abschluss von Vereinbarungen während Betriebsfortführungen und die Forderungsanmeldungen und Führung von Feststellungsklagen. Weitere Informationen: www.adk-consulting.de

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