Aktionstag Nachfolge ist weiblich
Ein nationaler Aktionstag zur Unternehmensnachfolge durch Frauen? Ist das wirklich nötig? Im Zeitalter von Fachkräftemangel, demografischem Wandel und Gleichstellung zwischen Mann und Frau müsste es doch völlig normal sein, dass auch Töchter die Nachfolge in mittelständischen Unternehmen antreten. Die Realität von „Nachfolge ist weiblich“ sieht aber immer noch anders aus, denn gerade in mittelständischen Familienunternehmen herrscht vielfach noch eine patriarchalische soziokulturelle Ordnung, die dazu führt, dass Töchter nur selten eine Chance auf die Unternehmensnachfolge haben.
Voraussetzungen für eine weibliche Nachfolge
Eine weibliche Unternehmensnachfolge gelingt wenn
- es keinen männlichen Nachfolger in der Familie gibt, eine familieninterne Nachfolgelösung aber bevorzugt wird,
- der Sohn aus gesundheitlichen Gründen die Nachfolge nicht antreten kann,
- der Vater-Sohn-Konflikt das Unternehmen gefährdet,
- auch ein geeigneter Schwiegersohn oder anderer männlicher Verwandter nicht zur Verfügung steht.
Nur 27% der Unternehmer können sich eine Nachfolge durch eine Tochter vorstellen. Töchter als Nachfolgelösung in Betracht zu ziehen, ist also vielfach immer noch nur eine Notlösung.
Dabei mangelt es nicht an der Ausbildung der Töchter. Sie erfahren heute meist die gleichen Chancen wie ihre Brüder und zeigen in Auslandsaufenthalten und in anderen Unternehmen, was in ihnen steckt und was sie fähig sind, zu leisten. Es geht also mehr darum, das traditionelle Rollenverständnis zu durchbrechen und Übergeber als auch Töchter für dieses Thema zu sensibilisieren und ihnen zu zeigen, dass eine weibliche Nachfolgelösung anders, aber nicht schlechter ist, als die durch einen Sohn.
Übernahme des eigenen Familienbetriebes durch die Tochter
Die Übernahme des eigenen Familienbetriebes birgt für Töchter weit mehr Hindernisse als für Söhne. Es geht nicht nur um die eigene Rolle in der Familie, in der sie aufgewachsen sind, sondern auch um die eigene Familie, die sie einmal gründen wollen. Während die männlichen Nachfolger sich auf diese Aufgabe meist voll konzentrieren können, da sie ganz selbstverständlich Unterstützung durch ihre Partner und das gesellschaftliche Umfeld erhalten, erwartet man von Frauen, dass sie Kinder, ihre älter werdenden Eltern, den Partner und das Unternehmen unter einen Hut bringen. Töchter müssen sich diesen Balanceakt zutrauen und dies als Herausforderung ansehen, die sich mit typisch weiblichen Lösungsansätzen meistern lässt. Denn Frauen sind nicht nur multitaskingfähig und können Emotionen und Erwartungen klar definieren, sie sind auch eher bereit, professionelle Hilfe und Beratung anzunehmen und Aufgaben an andere abzugeben, wenn es dem Wohl des Unternehmens dient.
Der zum siebten Mal stattfindende bundesweite „Nationale Aktionstag zur Unternehmensnachfolge durch Frauen“ unterstützt genau diesen Ansatz, indem er es sich zum Ziel gemacht hat, die Unternehmensnachfolge durch Frauen unter dem Motto „Nachfolge ist weiblich“ deutschlandweit bekannt zu machen und zu fördern.
In allen Bundesländern werden dazu am 23. Juni 2015 Veranstaltungen mit Experten und Unternehmerinnen stattfinden, die es Interessierten und potentiellen Nachfolgerinnen ermöglichen sollen, sich zu informieren, vor Ort eine direkte Beratung zu erhalten und sich miteinander zu vernetzen.
Die Koordination des Aktionstages „Nachfolge ist weiblich“ erfolgt, wie auch schon in den Vorjahren, durch die bundesweite gründerinnenagentur (bga). Weiter Informationen finden Sie unter www.existenzgruenderinnen.de.